Welche Möglichkeiten gibt es in Gold zu investieren? Worin liegen die einzelnen Vor- und Nachteile und warum könnten goldgedeckte Stablecoins zukünftig den Anlagemarkt für Gold aufmischen? In diesem Beitrag erfahren Sie mehr.
Gold hat seit jeher eine besondere Faszination auf die Menschheit ausgeübt und eine bedeutende Rolle in der Geschichte gespielt. Von den alten Ägyptern, die es als Symbol der Unvergänglichkeit ansahen, bis zu den glanzvollen Schätzen antiker Zivilisationen, hat Gold eine zeitlose Anziehungskraft als kostbares Metall. Doch seine historische Bedeutung geht weit über seine ästhetische Schönheit hinaus.
Eine der Hauptgründe, warum Menschen seit Jahrtausenden in Gold investieren, liegt in seiner Wertbeständigkeit. In wirtschaftlich unsicheren Zeiten, in der das Papiergeld oft an Wert verliert, hat Gold seinen Wert über die Zeit hinweg behalten und sich als zuverlässiger Wertspeicher erwiesen. Es dient als effektiver Inflationsschutz, da es in Zeiten hoher Inflation tendenziell an Wert gewinnt. Ob als Inflationsschutz, sicherer Hafen oder Diversifikationsinstrument – die historische Bedeutung und die besonderen Eigenschaften von Gold machen es zu einer klugen Wahl für Anleger, die langfristigen Werterhalt und Schutz vor wirtschaftlicher Unsicherheit suchen.
Aus Anlegersicht stellt sich die Frage, wie sie ihr Portfolio möglichst optimal mit Gold diversifizieren können.
Nachfolgend eine Auswahl der gängigsten Anlageformen in das gelbe Edelmetall:
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Goldbarren und Goldmünzen: Der Kauf physischer Goldbarren oder Goldmünzen ist eine traditionelle Methode, um direkt in das Edelmetall zu investieren. Diese können in verschiedenen Größen erworben werden und bieten Anlegern den Vorteil, das Gold physisch zu besitzen. Allerdings müssen Anleger auch die sichere Aufbewahrung und Versicherung berücksichtigen.
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Gold-ETFs (Exchange Traded Funds): Gold-ETFs sind Investmentfonds, die den Preis von Gold nachverfolgen und an den Börsen gehandelt werden. Indem sie Anteile an einem Gold-ETF kaufen, können Anleger indirekt von der Goldpreisentwicklung profitieren, ohne dabei physisches Gold besitzen zu müssen. Diese Anlageform bietet eine bequeme und liquide Möglichkeit, in Gold zu investieren.
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Gold-ETCs (Exchange Traded Commodities): Wie ETFs auch werden ETCs an der Börse gehandelt. Gold-ETCs können zwar auch physisch besichert sein, jedoch sind sie im Gegensatz zu ETFs, kein Sondervermögen, sondern als Schuldverschreibungen strukturiert. Das bedeutet, dass ETCs mit einem Emittentenrisiko verbunden sind.
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Goldfutures und -optionen: Für erfahrene Anleger, die auf kurzfristige Preisbewegungen von Gold spekulieren möchten, bieten Goldfutures und -optionen an den Terminbörsen eine Möglichkeit, dies zu tun. Dabei verpflichtet sich der Anleger, zu einem bestimmten Zeitpunkt in der Zukunft Gold zu einem vorher vereinbarten Preis zu kaufen oder zu verkaufen.
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Goldminenaktien: Investieren in Aktien von Goldminenunternehmen kann eine Möglichkeit sein, von der Goldproduktion und den potenziellen Gewinnen der Bergbauunternehmen zu profitieren. Es ist jedoch zu beachten, dass diese Art von Investitionen auch mit den Risiken des Bergbau- und Rohstoffsektors verbunden sind, und sie können sich unabhängig vom Goldpreis verhalten.
- Goldzertifikate und Goldkonten: Einige Banken und Finanzinstitute bieten Goldzertifikate oder Goldkonten an, bei denen Anleger virtuell Gold besitzen, welches von der Bank physisch gehalten wird. Diese Option bietet Bequemlichkeit und Flexibilität, ohne dass Anleger Ihr Gold physisch lagern müssen. Allerdings fallen bei dieser Methode meistens laufende Gebühren, wie etwa für die Emission, Verwahrung,- und Versicherung des Goldes an.
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Ergänzend zu den oben genannten Anlagemethoden hat sich in den vergangenen Jahren mit der Verbreitung der Blockchain-Technologie eine ganz neue Option herauskristallisiert: Die Rede ist von goldgedeckten Stablecoins, also Gold, welches, zuvor tokenisiert und über die Blockchain abgebildet wird. Wie Bitcoin, können goldgedeckte Stablecoins auch unabhängig vom Bankensektor verwahrt und gehandelt werden.
Was sind goldgedeckte Stablecoins?
Goldgedeckte Stablecoins sind eine spezielle Art von Kryptowährungen, die durch physisches Gold oder Goldreserven abgesichert sind, um ihre Stabilität und den Wert zu gewährleisten. Während Bitcoin oder Ethereum reine digitale Währungen sind und keinen direkten Bezug zu physischen Vermögenswerten (Real World Assets) haben, „verbriefen“ goldgedeckte Stablecoins echte, physische Werte, die ihnen den ihren beigemessenen Wert verleihen.
Der Mechanismus eines goldgedeckten Stablecoins besteht darin, dass für jede ausgegebene Einheit eines Stablecoins eine entsprechende Menge an Gold in Reserve gehalten wird. Bei PAXG, einem der von der Marktkapitalisierung her größten Gold Stablecoins, entspricht zum Beispiel jeder herausgegebene Token exakt einer Feinunze Gold. Durch die 1:1 Deckung des PAXG Token mit einer Feinunze Gold wird ein Gleichgewicht zwischen dem Wert des Goldes und dem Wert des digitalen Tokens geschaffen.
Der Zweck eines goldgedeckten Stablecoins besteht darin, die Vorteile von Kryptowährungen, wie schnelle und kostengünstige Transaktionen, mit der Stabilität und dem intrinsischen Wert von Gold zu kombinieren. Anleger können so von den potenziellen Vorteilen des digitalen (blockchainbasierten) Finanzsystems profitieren und gleichzeitig auf die Absicherung und den Werterhalt des Goldes vertrauen.
Welche Anbieter gibt es und worauf sollten Anleger achten?
In den vergangenen Jahren sind im Markt eine ganze Reihe von Gold-Token entstanden. Eine Übersicht der aus meiner Sicht interessantesten und vertrauenswürdigsten Gold-Token-Projekte finden Sie hier. Bei den jeweiligen Token-Emittenten, ist vor allem darauf zu achten, dass es sich dabei um renommierte Unternehmen handelt, deren Firmensitz sich nachweislich in freiheitlichen, demokratischen Staaten befindet. Dieselben Anforderungen sollten auch für den Standort der gelagerten Goldreserven gelten. Die Existenz der Reserven sollte zwingend durch regelmäßige Audits, von unabhängigen Wirtschaftsprüfungsgesellschaften, bestätigen werden. Als Anleger sollten Sie vor jedem Investment genau prüfen, ob der Gold-Token und das dahinter stehende Unternehmen die erforderlichen Vertrauens,- und Sicherheitsstandards erfüllt. Dazu gehört beispielsweise auch, dass die Identität des CEOs und des dahinterstehenden Teams bekannt ist. Fehlende Transparenz deutet immer auf eine „Red-Flag“ hin.
Handel und Zugang zu Gold Stablecoins
Goldgedeckte Stablecoins können allgemein auf Kryptohandelsbörsen, wie zum Beispiel auf Bitpanda, Binance oder Bitstamp in Echzeit erworben und 24/7 gehandelt werden. Manche Token, wie beispielsweise der PAXG vom Unternehmen Paxos werden sogar schon auf dezentralen Börsen (DEX), wie Uniswap angeboten und gehandelt. Durch den Zugang zu Gold über dezentrale Börsen hat im Prinzip jeder, der über eine eigene Wallet verfügt, die Möglichkeit, in Gold zu investieren – ohne dabei ein Konto bzw. ein Depot bei einer Bank führen zu müssen.
Wer in einen ganz bestimmten Gold-Token investieren möchte, sollte sich vorher erkundigen, auf welchen Börsen der entsprechende Token gelistet ist. Manche Token werden aktuell nur auf einer einzigen Börse angeboten, was bedeutet, dass die Token in einem geschlossenen System zirkulieren. Die Inhaber des Tokens müssen folglich auch auf die Solvenz der jeweiligen, zentralisierten Handelsplattform (CEX) vertrauen. Vor dem Hintergrund der Erfahrungen mit FTX, Mount Gox, Cryptopia oder anderen insolvent gegangenen Exchanges, sollten sich Anleger einem solchen Risiko stets bewusst sein.
Auf der Seite coinmarketcap.com finden sich viele Informationen zu den Listings und der Marktkapitalisierung der wichtigsten Kryptowährungen und Token. In der Welt der Gold Stablecoins gibt es inzwischen sehr unterschiedliche Ausprägungen und Geschäftsmodelle. Manche Token-Anbieter, wie die schweizerische Gold Token SA, bietet zum Beispiel die Einlösbarkeit ihrer emittierten Gold Token an. Token-Inhaber können sich also, auf Wunsch, ihr physisch hinterlegtes Gold nach Hause liefern lassen. Wer derartige Leistungen in Anspruch nehmen möchte, sollte sich in jedem Fall vorher genau über die Lieferkosten und über weitere, gegebenenfalls vorhandene, Gebühren informieren.
Gold Stablecoins im Vergleich zu physischem Gold
Gold Stablecoins wie etwa der DGLD oder der PAXG sind für Anleger eine äußerst kosteneffiziente Möglichkeit um in Gold zu investieren. Anders als beim Erwerb von physischem Gold, entspricht der Ankaufspreis bei goldgedeckten Stablecoins nahezu exakt dem aktuellen Marktpreis für Gold, dem so genannten „Spot-Preis“ (siehe Screenshot unten). In dem Beispiel unten wird der auf der Kryptobörse Bitstamp gelistete DGLD-Token zeitweise sogar leicht unter dem Marktpreis für Gold gehandelt (vgl. gold.de).
Abb. 1: Vergleich des DGLD-Token-Preises mit dem aktuellen Spot-Preis für Gold auf gold.de (14.08.2023).
Beim Kauf von physischen Goldmünzen oder Barren, z.B. beim örtlichen Schmuck,- oder Goldhändler müssen Anleger dagegen meist einen ordentlichen Preisaufschlag bezahlen. Selbst im Onlinehandel, in dem es dank verschiedener Vergleichsseiten (z.B. gold.de) noch die günstigsten Angebote gibt, werden Anlagemünzen, wie beispielsweise der Kanadische Maple Leaf mit Aufschlägen von mehreren Prozentpunkten (i.d.R. > 1,5%) gehandelt (siehe Abb. 2). Zudem müssen beim Onlineeinkauf noch die Kosten für Versand und Versicherung berücksichtigt werden.
Abb. 2: Preisaufschläge für den kanadischen Maple Leaf auf dem Vergleichsportal gold.de (14.08.2023).
Und wer seine Goldmünzen dann später wieder an einen Goldhändler verkaufen möchte, muss dafür erneut einen Abschlagskurs, der häufig sogar unter dem Marktpreis für Gold liegt, hinnehmen (vgl. gold.de/verkaufen). Die Differenz zwischen An,- und Verkaufspreis, die gleichzeitig auch die Gewinnspanne für den Händler ist, sorgt schließlich dafür, dass Anleger weniger physisches Gold für ihr Geld bekommen. In Puncto Kosteneffizienz sind physische Goldanlagen also im Vergleich zu ihrem tokenisierten Pendant, also nicht die beste Anlageoption.
Ein weiterer Vorteil, der besonders Kleinanlegern zu Gute kommt, ist, dass auch kleinere Anteile eines goldgedeckten Stablecoins erworben werden können. Wer beispielsweise nur einen kleinen Euro-Betrag, sagen wir 50,- EUR, zur Verfügung hat, kann sich einfach den entsprechenden Anteil des Gold-Tokens (z.B. 0,005) kaufen. Wie der Bitcoin oder andere Kryptowährungen auch, sind Gold-Token ebenfalls in kleineren Einheiten bis in die kleinste Nachkommastelle teil,- und handelbar.
Gold-Stablecoins, die die Blockchain-Technologie nutzen, sind prinzipiell die günstigste Art Gold zu handeln, was diese Anlageform gerade für aktive Trader besonders attraktiv machen dürfte. Nichtsdestotrotz können auch bei goldgedeckten Stablecoins, abhängig vom Anbieter und je nach Ausgestaltung des Tokens, Management-Gebühren oder Verwahrentgelte erhoben werden. Anleger sollten sich also vor einem Investment immer genau über die möglichen Kosten informieren.
Regulatorik und Investorenrechte
Nun kommen wir zum aktuell wahrscheinlich größten Manko bei Gold Stablecoins – der regulatorischen Unsicherheit. Zwar wurde mit dem Inkrafttreten der MiCAR-Verordnung (Markets-in-Crypto-Assets-Regulation) am 29. Juni 2023 eine wichtige Grundlage für eine EU-weite Regulierung geschaffen, jedoch lässt sich zum aktuellen Zeitpunkt nur schwer einschätzen, wie sich Regulierungsbehörden weltweit zum Thema Stablecoins positionieren werden. Da die Umsetzung der MiCAR-Verordnung mit einer 18-monatigen Übergangsphase, die voraussichtlich Ende 2025 abläuft, verbunden ist, bestehen hier nach wie vor Unsicherheiten hinsichtlich der Rechte und Schmutzmaßnahmen für Investoren.
Im Falle einer Insolvenz eines Token-Emittenten kommt es vor allem darauf an, ob es sich bei dem Emittenten um ein Unternehmen aus dem DACH-Raum handelt, welches sich den Regulierungsanforderungen der Finanzaufsichtsbehörden unterworfen hat, oder um einen völlig unregulierten Emittenten, etwa mit Sitz auf den Cayman-Islands. In letzteren Fall ist ein Totalverlust nicht unwahrscheinlich.
Im Gegensatz zu goldgedeckten Token handelt es sich bei Gold ETFs um eine etablierte Investitionsmöglichkeit. Diese ETFs werden an regulierten Börsen gehandelt und unterliegen strengen Transparenz- und Offenlegungspflichten gemäß den geltenden Vorschriften. Investoren können sich bei börsennotierten Anlagen auf bewährte rechtliche Strukturen verlassen.
Fazit:
Bei der Auswahl einer geeigneten Anlageoption ist es wichtig, die individuellen Anlageziele, den Anlagehorizont und das Risikoprofil zu berücksichtigen. Jede Investitionsmöglichkeit hat, wie im Beitrag aufgezeigt, ihre eigenen Vor- und Nachteile, die miteinander abgewogen werden müssen.
Gold Stablecoins – vorausgesetzt es handelt sich um einen vertrauenswürdigen und regulierten Emittenten, vorzugsweise aus dem DACH-Raum – eignen sich m.E. vor allem als Portfolio-Beimischung, da sie sehr kosteneffizient und flexibel handelbar bzw. veräußerbar sind. Wer bereits in Kryptowährungen wie Bitcoin oder Ether investiert ist, hat die Möglichkeit diese z.B. nach einem starken Kursanstieg, schnell und einfach in „stabilere“ Anlagen wie Gold Stablecoins umzuschichten – ohne dabei hohe Kursabschläge in Kauf nehmen zu müssen. Wem es also darum geht, möglichst kostengünstig, schnell und bequem am Goldpreis zu partizipieren, der findet mit goldgedeckten Stablecoins ein ansprechendes Angebot.
Anders als beispielsweise Gold-ETF’s oder börsengehandelte Gold-Derivate, bieten goldgedeckte Token zudem einen Steuervorteil: Da sie genauso wie physisches Gold besteuert werden, sind die Gewinne bei einer Haltedauer von mindestens 1 Jahr steuerfrei. ETFs werden dagegen wie Aktien besteuert, was bedeutet, dass in Deutschland 25% Abgeltungssteuern auf die Kursgewinne anfallen (Disclaimer: Dies ist keine Steuerberatung, für die Richtigkeit dieser Information übernehme ich keine Haftung).
Bei allen Vorteilen, die goldgedeckte Stablecoins bieten, haben sie jedoch auch den vergleichsweise höchsten Grad an Rechtsunsicherheit. Mit zunehmender Regulierung, die nun durch die MiCAR-Verordnung Einzug erhalten hat, dürften Gold-Token zukünftig eine breitere Investorengruppe ansprechen.
Disclaimer: Dieser Blog-Beitrag gibt lediglich die Meinung des Autors wieder. Es handelt sich explizit um keine Anlage,- oder Steuerberatung. Für unvollständige oder gar fehlerhafte Informationen übernimmt der Autor keine Haftung.